Springreiten
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Springreiten bei einem Turnier
Springreiten ist eine Disziplin des Pferdesports, bei dem Pferd und Reiter einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Reihenfolge überwinden. Bei den Hindernissen kann es sich um Steilsprünge, Hochweitsprünge, Geländehindernisse (Gräben, Wassergräben, Wälle, Billiards) handeln. Hindernisse können einzeln, als Distanzen oder als offene/geschlossene Kombinationen mehrerer Einzelhindernisse auftreten.
Hindernisse
Die Abmessungen der Hindernisse betragen normalerweise bis zu 1,60 m in der Höhe und 2 m in der Tiefe. Wassergräben dürfen maximal 4,50 m weit sein. In Einzelfällen können diese Abmessungen deutlich überschritten werden (Derby, Mächtigkeitspringen). Bei Turnieren sind je nach Klasse verschiedene Mindest- und Höchstmaße zugelassen (nach LPO2004):
Animation nach Bildern von Eadweard Muybridge, die die Sprungtechnik im 19. Jahrhundert zeigt
Klasse |
Höhe |
Weite |
Hinderniszahl (Halle/mindestens) |
Hinderniszahl (im Freien/mindestens) |
E |
85 cm |
85 cm |
6 |
7 |
A* |
95 cm |
95 cm |
6 |
7 |
A** |
105 cm |
105 cm |
6 |
7 |
L |
115 cm |
115 cm |
7 |
8 |
M* |
125 cm |
125 cm |
8 |
9 |
M** |
135 cm |
135 cm |
9 |
10 |
S* |
140 cm |
140 cm |
9 |
10 |
S** |
145 cm |
145 cm |
9 |
10 |
S*** |
150 cm |
150 cm |
10 |
11 |
S**** |
155 cm |
155 cm |
10 |
11 |
Prüfungen im Springreiten
Es werden folgende Arten von Prüfungen im Springreiten unterschieden:
- Springprüfung
- Eine Springprüfung kann nach verschiedenen Richtverfahren ausgetragen werden. Hierbei richtet sich das Ergebnis je nach Richtverfahren nach Fehlern, Zeit oder einer Kombination aus beidem. Mehr Informationen hierzu sind im Artikel Springprüfung zu finden.
- Stilspringen
- Beim Stilspringen wird der Reiter mit einer Wertnote von 0 bis 10 beurteilt. Für Hindernisfehler (Abwürfe) gibt es 0,5 Punkte Abzug, Verweigerungen oder sonstiger Ungehorsam führen beim ersten Mal zu 0,5 Punkten, beim zweiten Mal zu 1,0 Punkten Abzug. Eine dritte Verweigerung führt zum Ausschluss. Ein Sturz des Reiters und ein Sturz des Pferdes führt aus Gründen der Sicherheit zum sofortigen Ausschluss. Beim Stilspringen wird auf den Sitz des Reiters geachtet. Auf langen Strecken soll der Reiter im leichten Sitz und das Pferd im Innengalopp sein.
- Springpferdeprüfung
- Im Rahmen einer Springpferdeprüfung wird die Ausbildung und Eignung eines jungen Pferdes (bis 6 Jahre) für den späteren Einsatz in Springprüfungen beurteilt. Die Pferde bekommen Noten von 0 bis 10.
Als Vorübung zum Springreiten dienen unter anderem die Stangenarbeit und Sprungreihen, die oft auch im Rahmen der Grundausbildung bei Pferden benutzt werden, die nicht eigens für den Springsport bestimmt sind. Viele Trainer/Ausbilder propagieren solche regelmäßigen Übungen auch als gezielten Ausgleich bei der Gymnastizierung von spezialisierten Dressur- und auch Nichtsportpferden.
Während junge Pferde meist nach ersten Überzeugungen, das Pferd über ein Hindernis zu bekommen, noch sehr vertrauensvoll und willig über kleinere Hindernisse springen, können Pferde durch eine falsche Reittechnik sehr schnell springunfreudig gemacht werden, man sagt dann, diese Pferde seien „sauer“.
Geschichte der Sportart
Springreiter-Turniere, die mit den heutigen vergleichbar sind, kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Den modernen Springsitz setzte der italienische Rittmeister Federico Caprilli durch.
Olympische Geschichte
Olympisch ist Springreiten (Einzel) seit Paris 1900, für Mannschaften seit Antwerpen 1920. In Paris gab es einmalig Hoch- und Weitsprünge zu Pferde, in Antwerpen 1920 Kunstreiten.
Bis zu den Spielen in Mexiko-Stadt 1968 bestand eine Mannschaft aus nur drei Reitern, die alle gewertet wurden. Schied einer aus, war die Mannschaft aus dem Rennen. Deshalb gab es in Los Angeles 1932 keine Mannschaftsmedaillen, da kein komplettes Team durchkam. Seit München 1972 besteht die Mannschaft aus vier Reitern.
Olympiasieger
Olympiasieger |
Jahr |
Land |
Athlet |
Pferd |
Sportart |
1900 |
Belgien |
Aimé Haegemann |
Benton II |
Jagdspringen |
1900 |
Frankreich |
Dominique Gardères |
Canéla |
Hochspringen |
1900 |
Italien |
Giangiorgio Trissino |
Oreste |
Hochspringen |
1900 |
Belgien |
Constant van Langhendonck |
Extra Dry |
Weitspringen |
1912 |
Frankreich |
Jean Cariou |
Mignon |
Jagdspringen |
1920 |
Italien |
Tommaso Lequio di Assaba |
Trebecco |
Jagdspringen |
1924 |
Schweiz |
Alphonse Gemuseus |
Lucette |
Jagdspringen |
1928 |
Tschechoslowakei |
František Ventura |
Eliot |
Jagdspringen |
1932 |
Japan |
Takeichi Nishi |
Uranus |
Jagdspringen |
1936 |
Deutschland |
Kurt Hasse |
Tora |
Jagdspringen |
1948 |
Mexiko |
Humberto Mariles Cortes |
Arete |
Jagdspringen |
1952 |
Frankreich |
Pierre Jonquères d'Oriola |
Ali Baba |
Jagdspringen |
1956 |
BR Deutschland |
Hans Günter Winkler |
Halla |
Jagdspringen |
1960 |
Italien |
Raimondo d'Inzeo |
Posillipo |
Jagdspringen |
1964 |
Frankreich |
Pierre Jonquères d'Oriola |
Lutteur B |
Jagdspringen |
1968 |
USA |
William Steinkraus |
Snowbound |
Jagdspringen |
1972 |
Italien |
Graziano Mancinelli |
Ambassador |
Jagdspringen |
1976 |
BR Deutschland |
Alwin Schockemöhle |
Warwick Rex |
Jagdspringen |
1980 |
Polen |
Jan Kowalczyk |
Artemor |
Jagdspringen |
1984 |
USA |
Joe Fargis |
Touch of Class |
Jagdspringen |
1988 |
Frankreich |
Pierre Durand |
Jappeloup de Luze |
Jagdspringen |
1992 |
Deutschland |
Ludger Beerbaum |
Classic Touch |
Jagdspringen |
1996 |
Deutschland |
Ulrich Kirchhoff |
Jus de Pomme |
Jagdspringen |
2000 |
Niederlande |
Jeroen Dubbeldam |
De Sjiem |
Jagdspringen |
2004 |
Brasilien |
Rodrigo Pessoa |
Baloubet du Rouet |
Jagdspringen |
2008 |
Kanada |
Eric Lamaze |
Hickstead |
Jagdspringen |
Kritik
Tierschützer weisen regelmäßig auf Auswüchse beim Springreiten hin, vor allem auf das Barren. Aktives Barren ist im Sport verboten, es wird aber dennoch praktiziert, da dadurch die Pferde die Beine höher heben und entsprechend höhere Hindernisse überwinden können. Einer der frühesten und schärfsten Kritiker dieser Praxis war in den 1970er Jahren der Journalist Horst Stern in seiner Fernseh-Sendung Bemerkungen über Pferde. Der Wildbiologe Antal Festetics, merkt an: „Das Pferd ist völlig ungeeignet zum Springen. Anders als etwa der Löwe hat es von Haus aus eine steife Wirbelsäule, und damit muss es bei einem Springturnier völlig artwidrig sein Eigengewicht und noch den Reiter über die Hürde bringen.“ Diese Aussage ist umstritten, da Pferde durchaus eine bewegliche Wirbelsäule haben und die frei schwingende Wirbelsäule ein Ausbildungsziel der Dressurreiterei ist. Auch kommen jüngere Untersuchungen einer Arbeitsgruppe von Holger Preuschoft, emeritierter Professor für Anatomie von der Ruhr-Universität Bochum, zu einer anderen Schlussfolgerung: „Es erweist sich, dass der Durchmesser der Wirbelsäule … an jeder Stelle genau den höchsten Kräften proportional ist, die wir für springende Pferde errechnet haben. (…) Aus diesem Befund kann man übrigens die Folgerung ableiten, dass Pferde durchaus für das Springen geschaffen sind.“
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